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Doktorandin

E-Mail: holzmann(at)uni-bremen.de

Aktuelles Projekt/Teilprojekt im Rahmen des ERC-Grants:

Verschleppte Menschen in den Niederlanden im langen 18. Jahrhundert

Im Zentrum meiner Untersuchung steht die Frage nach Sklaverei und verschleppten und versklavten Menschen im geographischen Raum der Vereinigten sieben Provinzen der Niederlande im langen 18. Jahrhundert.

Landläufig, und in weiten Teilen auch in der Forschung, wird davon ausgegangen, dass Sklaverei in den Niederlanden während der Frühen Neuzeit nicht existierte. Ein praxeologischer und mikrohistorischen Methodenansatz ermöglicht es, bisher unbekannte und nahezu unbekannte Quellen auszuwerten und versklavten Menschen in den Niederlanden nachzuspüren. Zwar war die rechtliche Basis für Sklaverei in den Niederlanden auf den ersten Blick undurchsichtig, allerdings ermöglichte diese rechtliche Uneindeutigkeit Sklaverei und ähnliche Zwangs- und Abhängigkeitsverhältnisse und legitimierte diese sogar.

Von dieser rechtlichen Situation ausgehend, werden alltagsgeschichtliche und historisch anthropologische Aspekte von Verschleppung und Sklaverei in den Niederlanden untersucht. Wer wurde von wem versklavt? Wie sah diese Versklavung aus? Welche Handlungsmöglichkeiten hatten die betroffenen Personen in diesem Spannungsfeld von Abhängigkeit und Zwang? Die herangezogenen Quellen sind häufig normativ, lassen sich jedoch mittels qualitativer Analysen in Bezug auf Praktiken und das Handeln von Menschen auswerten. Hierbei geraten Gesetze und Verordnungen, Gerichtsurteile, Kirchenbücher, aber auch Testamente und andere notarielle Dokumente, Übertragungsakten von Eigentum, Wegepässe, Schiffsjournale und auch nicht normative Quellen wie Briefe, Selbstzeugnisse und Bilder in den Blick. Ziel der Arbeit ist es, Personen und Praktiken innerhalb dieser Zwangs- und Abhängigkeitsverhältnisse, sowie deren Handlungsmöglichkeiten sichtbar und dadurch die gesellschaftliche Bedeutung dieses Phänomens verständlich zu machen.

Vita

10/2015-10/2019 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Universität Bremen im ERC Consolidator Grant „The Holy Roman Empire of the German Nation and its Slaves“

2011 bis 2014 Master in Geschichte der Frühen Neuzeit (Freie Universität Berlin); Abschlussarbeit: „Geselligkeit im 18. Jahrhundert am Beispiel der Selbstzeugnisse von Angelika Rosa und der Schwestern Swellengrebel“

2013 bis 2015 Studentische Mitarbeiterin bei Prof. Claudia Jarzebowski (Freie Universität Berlin)

2013 Durchführung eine Workshops mit Studierenden zum Umgang mit Selbstzeugnissen im Rahmen eines Tutoriums zu Gewalt in der Frühen Neuzeit, geleitet von Eva Marie Lehner (Universität Duisburg-Essen) an der Humboldt-Universität zu Berlin

2012/13 Studium an der Universiteit Utrecht (Auslandssemester)

2008 bis 2011 Bachelorstudium in den Fächern Geschichte und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin
Abschlussarbeit: „[...] denn da ich von menschlichen Schwachheiten nicht frey bin, so mußten meine Leser doch wissen, wie das Glas gefärbt ist, durch welches ich gesehen habe.“ Georg Forsters (1754-1794) Konstruktion des Weiblichen.

2008 Studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für die Geschichte der öffentlichen Kommunikation bei Prof. Bernd Sösemann (Freie Universität Berlin)

Vorträge

  • Self-image and External Perceptions of Two Enslaved Women in the Eighteenth-Century Dutch Republic at 14th International Congress for Eighteenth Century Studies 2019, Edinburgh, UK 18.7.2019
  • The Dutch Slave Law of 1776: Entanglement, Power Struggles and Ideological Conflicts during the Legislative Process at Spaces of Law. IV International Conference in Transatlantic Studies, Real Colegio Complutense at Harvard University, Massachusetts, US 12.04.2019
  • Koloniale Herrschaft in komprimierter Form: Die Gouvernermentsjournale der niederländischen Kolonie Suriname im 18. Jahrhundert.“, Workshop: „Verzeichnispraktiken – frühneuzeitliche Register und Listen“, Universität Duisburg-Essen, organisiert von Stefan Brakensiek (Essen), Claudia Jarzebowski (Berlin), Eva Marie Lehner (Essen), 23.-24.11.2018.
  • “Trafficked and Abused. Slavery in the Dutch Republic of the 18th Century.”, Emotion in Motion: Early Modern Families and Communities in Transnational and Global Historical Perspective, 24.–25.2018, Berlin Free University, 24. Mai 2018
  • “Coming home? Slave children and youth and their (self)-perception in the Dutch context, 1600-1800“, SHCY 2017 CONFERENCE: Transition, Transaction, and Transgression, Rutgers University – Camden, New Jersey, 21. Juni 2017
  • “Conflicts and Relations between Slavery, Dependency, Poverty and Coerced Labor in 18th Century Amsterdam – the Case Christina from India”, Negotiating Status and Scope of Action — Interrelations between Slavery and Other Forms of Dependency in Early Modern Europe, Universität Bremen, 15.–17. Juni 2017
  • Gastvortrag an der Ruhr-Universität Bochum (Seminarleitung: Prof. Claudia Jarzebowski): Dutch Slavery in the 18th Century: Source Reading, 31. Oktober 2016

Paper

  • Conflicts and Relations between Slavery, Dependency, Poverty and Coerced Labor in 18th Century Amsterdam – the Case Christina from India (in Vorbereitung)
  • Tagungsbericht: Forschungsgespräch des FSP Globalgeschichte. Slaveries and Slaving Practices in Global Perspective, 04.04.2019 Wien, in: H-Soz-Kult, 23.08.2019, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-8404>.